Aboral | Hinten | |
Adult | Ausgewachsen, geschlechtsreif | |
Analhügel | Beborstete kleine Erhebung hinter dem letzten Paar Spinnwarzen, welche den After einschliesst; entspricht entwicklungsgeschichtlich dem letzten (12.) Segment des Opisthosoma | |
Apodem | Eine sklerotisierte Einfaltung der Kutikula, die als Ansatzstelle für Muskeln dient. Ein wichtiges Apodem der Spinnen befindet sich unter der Fovea | |
Apophyse | Auswuchs, Fortsatz. Von besonderer Bedeutung sind die verschiedenen Apophysen des männlichen Pedipalpus. Sie dienen vor allem während der Begattung zur Verklammerung in oder an der Epigyne oder Vulva des Weibchens und zur "internen" Arretierung des Tasters selbst, wobei die einzelnen Teile des Bulbus in einer funktionell optimalen Stellung zueinander fixiert werden | |
Arachnida | Klasse der Spinnentiere; dazu gehören beispielsweise die Spinnen (Araneae), Weberknechte (Opiliones), Skorpione (Scorpiones), und Milben (Acari). Derzeit sind weltweit etwa 80'000 Arten bekannt, doch dürfte die tatsächliche Artenzahl um ein Mehrfaches höher liegen | |
Arterie | Vom Herzen wegführendes Blutgefäss | |
Arthropoda | Gliederfüsser; dazu gehören u. a. die Insekten (Insecta), Krebse (Crustacea), Tausendfüsser (Myriapoda) und die Spinnentiere (Arachnida). Über ¾ aller bekannten Tierarten sind Arthropoden. Die gegenwärtig beschriebenen > 1 Million Arten stellen nur einen Bruchteil der tatsächlich existierenden Arten auf der Erde dar | |
Atmung | Die meisten Spinnen verfügen über ein Paar Buchlungen, die ähnlich den Seiten eines Buches aus Lamellenstapeln bestehen. Diese Lamellen sind doppellagig und mit Luft gefüllt, also hohl. Ein Kollabieren der Lamellen wird durch kleine Chitin-Säulchen im Hohlraum der Lamelle verhindert. Der Abstand zwischen den Lamellen wo die Hämolymphe fliesst wird durch Stütz-Zellen aufrecht erhalten. Beim Gasaustausch diffundiert der Sauerstoff aus der Luft in die Hämolymphe, wo er von Hämocyanin gebunden wird. Im hinteren Bereich des Opisthosoma findet sich bei den meisten Spinnen ein Paar Tracheen. In diesen röhrenförmigen Atmungsorganen gelangt der Sauerstoff über Diffusion direkt zu den Organen. Siehe auch Kreislauf | |
Atrium | Vorhof; meist bezogen auf einen Vorraum der Vulva oder der Buchlungen | |
Augen | Spinnen besitzen in der Regel vier Paar Augen, die entsprechend ihrer Lage als vordere und hintere Mittelaugen (VMA, HMA) und als vordere und hintere Seitenaugen (VSA, HSA) bezeichnet werden. Bei manchen Gruppen (z.B. Segestriidae, Dysderidae, Oonopidae, Scytodidae) sind die VMA reduziert, sodass nur noch sechs Augen ausgebildet sind. Spinnenaugen sind nach dem Ocellentyp gebaut: Hinter der von der Kutikula gebildeten Linse befindet sich ein aus Zellen bestehender Glaskörper, unter dem die Netzhaut liegt. Eine Besonderheit der VSA, HMA und HSA vieler Spinnen ist das sog. Tapetum, eine "spiegelnde" Schicht aus Kristalleinlagerungen in der Netzhaut, die vermutlich eine bessere Lichtausnützung ermöglicht. Über die Sehleistungen der Spinnen wissen wir noch ungenügend Bescheid. Im Allgemeinen sind Spinnenaugen sicher weniger leistungsfähig als z.B. die Augen der Wirbeltiere. Von Agelenidae und Lycosidae ist bekannt, dass sie polarisiertes Licht wahrnehmen und zur Orientierung nutzen können. Einige Gruppen haben ausserordentlich kompliziert gebaute Augen (z. B. die VMA der frei jagenden Springspinnen), was auf hoch entwickelte Sehleistungen (wie z.B. das aktive "Scannen" von Objekten, UV-Wahrnehmung und ein extrem hohes Auflösungsvermögen) schliessen lässt | |
Augenfeld | Von den Augen begrenzter Teil der Kopfregion | |
Aussenskelett | Aussen am Körper befindliche Hartteile, die als Muskelansatzstellen und Stütze fungieren. Bei den Arthropoden dient die Kutikula als Aussenskelett | |
Autotomie | Das willentliche Abwerfen von Körperteilen. Fast alle Spinnen können Laufbeine abwerfen. Dies geschieht vor allem dann, wenn ein Bein der Spinne von einem Fressfeind gepackt wird, aber z.B. auch, wenn bei der Häutung ein Bein in der alten Kutikula hängen bleibt. Spinnen verfügen hierzu über eine präformierte Stelle zwischen Coxa und Trochanter, an der ein Verschlussmechanismus das Austreten von Hämolymphe verhindert. Abgeworfene Beine können meist bis zur nächsten Häutung regeneriert werden, sind dann aber bedeutend kleiner als zuvor. Erst nach weiteren Häutungen kann die normale Beingrösse erreicht werden | |
Balz | Unter Balz versteht man bestimmte Verhaltensweisen der Männchen (nur ausnahmsweise der Weibchen) einer Art, mit denen dem anderen Geschlecht einerseits Paarungsbereitschaft signalisiert wird und durch die andererseits das Erkennen arteigener Männchen sowie in vielen Fällen auch eine Qualitätseinschätzung der Männchen durch das Weibchen ermöglicht wird. Spinnenmännchen müssen oft vermeiden, mit einem Beutetier verwechselt zu werden, die Balz dient damit also auch der "Besänftigung" des Weibchens. Das Balzverhalten der Spinnenmännchen ist höchst vielfältig: Viele Netzspinnen balzen, indem sie das Netz des Weibchens in artspezifische Schwingungen versetzen. Andere Spinnen (z.B. viele Theridiidae) erzeugen mittels Stridulationsorganen akustische Balzsignale, wieder andere (Salticidae) führen regelrechte "Tänze" und Winkbewegungen aus, wobei optisch auffällige und oft bunte Körperteile effektvoll präsentiert werden. Die Männchen der Lycosidae balzen mit hochspezifischen Trommelmustern, wobei der Untergrund durch Aufschlagen der Beine, der Pedipalpen und des Opisthosomas zum Vibrieren gebracht wird. Die Männchen von Pisaura balzen unter anderem mit einem "Brautgeschenk", einem eingesponnenen Beuteinsekt, das vom Weibchen verzehrt wird. Manche morphologische Strukturen deuten auch auf chemische Balzsignale hin. Verläuft die Balz erfolgreich, nimmt das Weibchen die Kopulationsstellung ein. Vom Weibchen vorzeitig abgebrochene Kopulationen (z.B. bei Pholcidae) deuten darauf hin, dass auch während der Kopulation "Balzsignale" im weiteren Sinne eine Rolle spielen, die dem Weibchen wahrscheinlich Auskunft über die genetische Qualität ihres Paarungspartners geben | |
Basal | An der Basis gelegen | |
Befruchtungsgang | Englumiger Gang von der Spermathek zum Uterus externus in der Vulva der Weibchen entelegyner Spinnen. Siehe auch Einführgang | |
Begattung | Vor oder während der Balz nimmt das Männchen einen auf ein spezielles Spermanetz abgesetzten Spermatropfen in den Bulbus seines Pedipalpus auf. Während der Begattung werden die Hämatodochae (die allerdings bei haplogynen Spinnen ganz oder weitgehend reduziert sind) durch Hämolymph-Druck aufgebläht, wodurch die Sklerite des Bulbus in optimaler Position zueinander und zu den weiblichen Geschlechtsorganen fixiert werden. Mittels Erhöhung des Hämolymphdruckes und/oder mittels Verdrängung durch Drüsensekret wird dann das Sperma aus dem Spermophor des Bulbus über den Embolus ausgetrieben und in der Spermathek des Weibchens deponiert. Diese Vorgänge können je nach Art wenige Sekunden bis einige Stunden dauern. Nach der Begattung werden die erschöpften Männchen bei einigen Araneidae, Theridiidae u.a. aufgefressen. Die Besamung der Eier erfolgt erst unmittelbar vor oder bei der Eiablage, oft lange Zeit nach der Begattung | |
Beute | ||
Biotopbindung | Habitatpräferenz (vgl. Gefährdung und Lebensraum) | |
Borste | Haarähnliche Bildung der Kutikula ohne Sinnesfunktion. In Bestimmungsschlüsseln wird der Begriff gewöhnlich für die stärkeren und auffallenden stachelartigen Borsten an den Beinen und Pedipalpen der Spinnen gebraucht | |
Brutfürsorge | Alle Spinnenweibchen betreiben Brutfürsorge, indem sie ihre Eier mit Spinnseide umhüllen, wodurch ein Eikokon entsteht. Insgesamt kann die Eizahl (z.B. bei grossen Radnetzspinnen) mehrere 100 bis 1000 betragen. Der Kokon kann vom Muttertier an einer besonders geeigneten Stelle befestigt werden, manche Spinnen (z.B. Lycosidae und Pisauridae, Scytodidae, Pholcidae) tragen den Kokon bis zum Schlüpfen der Jungen mit sich herum und sorgen so für optimale Bedingungen für die sich entwickelnden Embryonen. Viele Spinnenmütter dulden ihre Jungen noch einige Zeit im Netz, andere (Lycosidae) tragen sie einige Zeit auf ihrem Körper. Nur wenige Spinnen füttern ihre Jungen noch nach dem Schlüpfen (z.B. Coelotes). Bei den Theridiidae gibt es Arten, die ihre Jungen mit hervor gewürgtem, vorverdauten Nahrungsbrei von Mund zu Mund füttern (Regurgitationsfütterung), dies kennt man auch von den Eresidae. Bei letzteren wird die tote Mutter sogar vom Nachwuchs aufgefressen | |
Buchlunge | Vorderes Atmungsorgan am Opisthosoma der meisten Spinnen, aus fächerartig übereinander liegenden Lamellen bestehend. Kann bei Zwergformen zu Tracheen umgewandelt sein. Siehe auch Atmung | |
Bulbus (genitalis) | Männliches Kopulationsorgan am letzten Glied des Pedipalpus; bei entelegyne Spinnen aus mehreren zueinander beweglichen Skleriten und dazwischenliegenden häutigen Hämatodochae bestehend; bei haplogyne Spinnen einfacher gebaut, meist einheitlich kugel- oder birnenförmig. Siehe auch Cymbium | |
Calamistrum | Ein aus ein oder zwei Reihen gebogener Borsten bestehendes Organ dorsal am Metatarsus IV. Nur bei cribellaten Spinnen. Dient zum Abbürsten der cribellaten Fangwolle | |
Carapax | Dorsale Bedeckung des Prosoma; wird treffender als "Tergum" bezeichnet | |
Cephalothorax | Vorderer Körperteil; siehe auch Prosoma | |
Chelicerenklaue | ||
Chelizeren | Vorderstes Extremitätenpaar des Prosoma der Arachnida, besteht bei den Spinnen aus einem Grundglied und einer Giftklaue | |
Chitin | Hauptbestandteil der Kutikula; chemisch gesehen ein stickstoffhaltiges Polysaccharid | |
Clavus | Nach hinten gerichteter verlängerter Fortsatz des mittleren Abschnittes des Scapus der Epigyne. Kann mit Teilen der Epigyne verschmelzen, sodass dieser "Clavus sensu lato" dann die Einführöffnungen trägt | |
Clypeus | Bereich zwischen dem Augenfeld und dem Vorderrand des Carapax | |
Colulus | Rudiment des in der Embryonalentwicklung angelegten vordersten Paares von Spinnwarzen; hat meist die Form eines beborsteten Hautlappens (nicht bei allen Arten sichtbar, resp. fehlt bei einigen Vertretern bestimmter Familien oder bei ganzen Familien vollständig) | |
Coxa | "Hüfte"; erstes Glied der Laufbeine und Pedipalpen; setzt an der Pleura an | |
Cribellate Fangfäden | Die Fangfäden, die mittels des Cribellum hergestellt werden, überziehen als ultrafeine Fangwolle (Durchmesser ca. 0.00001 mm) die weit stärkeren Achsenfäden. Beutetiere werden von dieser Fangwolle durch Adhäsionskräfte und Verwicklung höchst wirkungsvoll festgehalten | |
Cribellate Spinnen | Spinnen, die durch den Besitz eines Cribellum und eines Calamistrum gekennzeichnet sind; bilden keine natürliche Verwandtschaftsgruppe! In Europa gehören Amaurobiidae, Titanoecidae, Dictynidae, Uloboridae, Filistatidae, Eresidae und Zoropsidae zu den cribellaten Spinnen | |
Cribellum | Zu einer Spinnplatte umgeformtes erstes Paar Spinnwarzen; nur bei cribellaten Spinnen; dieses Organ kann bis zu 50.000 einzelne Fäden produzieren, die als "Fangwolle" auf einen dickeren Achsenfaden mit Hilfe des Calamistrum aufgebracht werden | |
Ctenidia | Struktur an der männlichen Pedipalpentibia bei einigen Vertretern der Dictynidae. Diese Struktur besteht aus einem kurzen Fortsatz mit sehr kleinen, kräftigen Stacheln besetzt. | |
Cymbium | "Schiffchen"; Tarsus des männlichen Pedipalpus; bedeckt dorsal den Bulbus | |
Distal | Entfernt vom Zentrum oder Ursprung gelegen; siehe auch proximal | |
Dorsal | Auf der der Mundöffnung abgewandten Seite (auf der "Rücken-, Oberseite") gelegen; siehe auch ventral | |
Eier | ||
Einführgang | Verbindungsgang zwischen Einführöffnung und Spermathek in der Vulva der Weibchen entelegyner Spinnen; siehe auch Befruchtungsgang | |
Einführöffnung | Äusserer Beginn des Einführganges in der Epigyne weiblicher Spinnen | |
Embolus | Eigentliches Sperma übertragendes Organ des männlichen Bulbus; trägt an seiner Spitze die Ausmündung des im Bulbus gelegenen Spermophor | |
Endapparat | Distaler Teil des Bulbus mit Embolus, meist mit mehreren zusätzlichen Skleriten | |
Endosternit | Inneres, aus Bindegewebe aufgebautes Skelettelement im Prosoma aller Spinnen. Daran setzt eine Anzahl wichtiger Muskeln an. | |
Entelegyne Spinnen | ||
Epigastralfurche | Querliegende Furche am Opisthosoma, die die Geschlechtsöffnung und lateral meist die Stigmen der Fächerlungen enthält | |
Epigyne | Sklerotisierte, aussen liegende Platte über der Geschlechtsöffnung des Weibchens. Enthält die Einführöffnungen für den Embolus. Nur bei entelegynen Spinnen | |
Epigynenpräparation | Oft ist zur sicheren Artdetermination eine Präparation der Epigyne notwendig. Dazu setzt man einen Schnitt um diese herum und zieht vorsichtig die Epigyne mitsamt der innen (also dorsal) liegenden Vulva ab. Danach wird eventuell noch anhaftendes Gewebe abgezupft und das Präparat in Nelkenöl oder ein aufhellendes mikroskopisches Einschlussmittel (Svan, Berlese, Hoyer's) gelegt. Nach kurzer Zeit treten die sklerotisierten Vulvenstrukturen klar hervor und lassen sich im Mikroskop studieren. Eine Aufhellung mittels KOH oder Milchsäure wird nicht empfohlen, normalerweise genügt die oben beschriebene Prozedur. In jedem Fall muss das Präparat hernach wieder herausgelöst und in einem Mikro-Glasröhrchen dem Tier beigelegt werden. Bei haplogynen Spinnen wird im Prinzip gleich verfahren, doch ist hier noch mehr Vorsicht erforderlich, da eine Epigyne ja fehlt und die Vulva oft weichhäutig und von aussen schlecht sichtbar ist | |
Europa | Europa ist biogeographisch als westlicher Teil von Eurasien definiert. Die kanarischen Inseln und andere atlantische Inseln vor Afrika sind daher ausgenommen. Die südliche Grenze ist durch das Mittelmeer gegeben. Wir schliessen den asiatischen Teil der Türkei, Zypern und die Kaukasusstaaten mit ein. Im Osten ist die Grenze dann durch den Ural-Fluss und das Ural-Gebirge gegeben. | |
Exkretion | Ausscheidung. Die extraintestinale Verdauung der Spinnen und die anschliessende Filterung des Nahrungsbreies bewirken, dass nur in geringem Masse Ausscheidungsprodukte anfallen. Das wichtigste Ausscheidungsorgan ist ein Paar Malpighischer Schläuche. Diese setzen an der Grenze zwischen Mitteldarm und Enddarm im Opisthosoma an. Über eine Kottasche gelangen die Exkrete zum After. Spinnenkot besteht zu einem Gutteil aus Guanin. Im Prosoma liegen bei ursprünglichen Spinnen 2 Paar Coxaldrüsen, die aber bei den meisten Spinnen zumindest auf das vordere Paar reduziert sind. Sie sezernieren vor allem während des Fressvorganges und münden an der Basis der Coxen der Laufbeine aus. Vermutlich spielen sie eine wichtige Rolle im Wasser- und Ionenhaushalt. Ferner sind bestimmte Darmzellen und in der Hämolymphe vorkommende Nephrocyten exkretorisch tätig | |
Extraintestinale Verdauung | Verdauung ausserhalb des Verdauungstraktes. Spinnen saugen einen bereits vorverdauten Nahrungsbrei ein. Dieser entsteht dadurch, dass Verdauungssekret aus dem Verdauungstrakt in das Beutetier gepumpt wird, sodass sich dessen Weichteile auflösen (Nahrung) | |
Extremitäten | Gliedmassen; paarige, ursprünglich gegliederte Anhänge der Segmente. Bei den Spinnen Cheliceren, Pedipalpen und 4 Paar Laufbeine; weitere umgewandelte Extremitäten am Opisthosoma (z. B. Spinnwarzen) | |
Fächerlunge | ||
Fächertrachee | ||
Fadenflug | Fast alle Spinnen können in bestimmten Entwicklungsstadien und unter bestimmten Wetterbedingungen "fliegen", resp. driften. Hierzu suchen sie erhöhte Orte auf, heben das Opisthosoma und produzieren lange Spinnfäden. Diese werden selbst von geringen Luftströmungen erfasst, so dass die Spinne schnell in grosse Höhen (bis mehrere 1000 m) gelangen kann. Fadenflug ermöglicht vielen Spinnen, neue Lebensräume zu besiedeln und u. U. Entfernungen von mehreren 100 km zurückzulegen. Dank dieser Flugtechnik gehören Spinnen oft auch zu den Erstbesiedlern von neuen Lebensräumen | |
Feinde | Räuberische Insekten (z.B. Laufkäfer, Ameisen, Raubwanzen) erbeuten regelmässig auch Spinnen. Doch auch andere Spinnen sind zu den wichtigen Feinden der Spinnen zu zählen, da viele freijagende Arten hohe Anteile von Spinnen in ihrer Nahrung aufweisen ("Kannibalismus"). Auch Kannibalismus kommt nicht selten vor. Mimetidae haben sich auf andere Spinnen als Nahrung spezialisiert. Unter den Wirbeltieren fressen Kröten, Eidechsen und Singvögel regelmässig Spinnen. Neben diesen Räubern sind Parasitoide wichtige Spinnenfeinde. Auch fleischfressende Pflanzen z.B. die Drosera-Arten (Sonnentau) in Mooren fangen freilaufende Spinnen | |
Femur | "Schenkel"; drittes Glied der Laufbeine und Pedipalpen | |
Folium | Eichenblattähnliche Zeichnung dorsal am Opisthosoma. Oft mit Einlagerung von Guanin, einem Exkretionsprodukt (siehe Exkretion) | |
Fovea | Dorsale, meist längliche Einsenkung am Prosoma (oft Ansatzstelle für Muskulatur) | |
Frontal | Vorne | |
Gefährdung | Die Gefährdung einheimischer Spinnen ist ausschliesslich durch den Verlust von geeignetem Lebensraum begründet (im Gegensatz zu einigen Vogelspinnenarten, welche durch Sammlerdruck gefährdet sind). Spinnen zeigen z.T. eine sehr enge Bindung an einen bestimmten Mikrolebensraum, der über verschiedenste Faktoren definiert wird wie z.B. Klima, Temperatur, Feuchtigkeit, Lichtverhältnisse, Raumstruktur, Konkurrenz usw. (vgl. auch Lebensraum). Oftmals brauchen Jungtiere auch andere Lebensräume als die ausgewachsenen Tiere, also ein Nebeneinander verschiedener Makrolebensräume (saisonale Wanderungen). Je enger die Biotopbindung (Habitatpräferenz) ist, umso gefährdeter ist im allgemeinen eine Spinnenart. Nur wenige Arten (meist störungstolerante Arten) haben es geschafft, in der modernen Kulturlandschaft einen Ersatzlebensraum zu finden. Die Gewichtung der Gefährdung ist immer auch an einen Rückgang der (Gesamt-)Populationsgrösse geknüpft. Seltenheit an und für sich ist nur ein potentielles Gefährdungsmass. Der Rückgang von Arten ist bei den Spinnen nur in seltenen Fällen direkt dokumentierbar, da entsprechende Daten aus der Vergangenheit meist fehlen. So wird auch für die "Roten Listen" meist auf andere Kriterien wie eben die Biotopbindung und die Gefährdung der entsprechenden Biotope zurückgegriffen. Die heute bekannte Seltenheit (bzw. der Rückgang) von Arten kann verschiedenste Ursachen haben: Vermutlich handelt es sich bei vielen Fällen selten gefundener Arten um solche, die sehr komplexe Umweltansprüche haben oder nur in eng umgrenzten, wenig verbreiteten oder schwer zugänglichen Lebensräumen vorkommen können. Zudem können anderswo häufige Arten in Mitteleuropa ihre Verbreitungsgrenzen finden und daher hier natürlicherweise selten sein. Oder es handelt sich um Mikrolebensräume, die bisher aus methodischen Gründen nur selten untersucht wurden (Bodenfallen sind erst seit etwa 40 Jahren im Einsatz, Untersuchungen von Brachestandorten wurden erst in jüngster Vergangenheit gemacht). Ohne genaue Kenntnis der Habitatpräferenzen wird man daher solche Arten höchstens zufällig finden und sie möglicherweise fälschlich als "selten" einstufen | |
Geschlechtsdimorphismus | Die verschiedenartige, genetisch festgelegte Erscheinungsform männlicher und weiblicher Individuen einer Art. Neben den primären Geschlechtsmerkmalen (Hoden resp. Ovarien mit Ausleitungsgängen, äusserlich nicht sichtbar) spielen auch sekundäre Geschlechtsorgane eine Rolle: Bei den Spinnen sind die adulten Männchen leicht am verdickten und modifizierten Tarsus des Pedipalpus zu erkennen (Bulbus), die Weibchen an der Epigyne und/oder Vulva. Adulte Männchen haben darüber hinaus fast immer längere Beine und bei vielen Linyphiidae bizarr anmutende und oft artspezifisch ausgeprägte Kopffortsätze. Männchen sind ferner meist kleiner als arteigene Weibchen und während der Paarungszeit weitaus laufaktiver | |
Geschlechtsorgane | ||
Gift | Alle Spinnen mit Ausnahme der Uloboridae verfügen über ein Paar Giftdrüsen im Prosoma, deren Ausführgänge in einer Öffnung an der Chelicerenspitze münden. Beim Fang wehrhafter und/oder grosser Beutetiere werden die Cheliceren in die Beute geschlagen und Gift injiziert. Spinnengift ist ein Gemisch vieler Komponenten. Es enthält unter anderem rasch wirkende Nervengifte, so dass Insekten auch nach Injektion kleinster Mengen völlig gelähmt sind. Für den Menschen gefährliche Spinnenarten gibt es in Mitteleuropa nicht. Grössere Spinnen können unter Umständen die menschliche Haut durchdringen und Gift injizieren. Komplikationen, die über eine Hautrötung, einen leichten Juckreiz oder eine geringfügige Schwellung hinausgehen, treten jedoch normalerweise nicht auf. Der Biss einer einzigen Art, Cheiracanthium punctorium (Clubionidae), kann zu starken Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost führen, gefährliche Bissfolgen treten jedoch auch hier nicht auf, und eine medizinische Behandlung ist (mit Ausnahme von allergischen Reaktionen, wie sie auch nach Bienenstichen auftreten können) nicht nötig. Weltweit können rund 20 - 30 von 40'000 Spinnenarten als für den Menschen gefährlich bezeichnet werden | |
Giftklaue | Der klauenförmige bewegliche Endabschnitt der Chelicere, welcher nahe seiner Spitze die Ausführöffnung der Giftdrüse zeigt | |
Gnathocoxen | "Kaulade"; Die zu einem Mundwerkzeug umgewandelten Coxen des Pedipalpus | |
Grundglied | Erstes Glied der Chelicere, meist bezahnt, trägt die Giftklaue | |
Guanin | Kristallines Endprodukt des Stoffwechsels der Spinnen; wird oft in spezialisierten Zellen unter der Cuticula eingelagert und erscheint dann äusserlich als weisses Farbmuster (Folium). Siehe auch Exkretion | |
Habitus | Äussere Erscheinungsform | |
Hämatodocha | Eine durch Steigerung des Innendruckes aufblähbare Haut des Bulbus; verbindet die Sklerite des Bulbus untereinander und mit dem Cymbium | |
Hämocyanin | Das bläuliche Atmungspigment der Arthropoden; bindet den Sauerstoff in der Hämolymphe (entspricht dem Hämoglobin der Wirbeltiere) | |
Hämolymphe | Körperflüssigkeit der Arthropoden, funktionell gesehen eine Mischung aus Blut und Lymph-Flüssigkeit (Name!) | |
Haplogyne Spinnen | ||
Häutung | Das Abstreifen der alten Kutikula. Da die Kutikula nicht wachsen kann, müssen sich Spinnen, wie alle anderen Arthropoden auch, von Zeit zu Zeit häuten, um ein Körperwachstum zu ermöglichen. In der Regel sind 5-10 Häutungen bis zum Erreichen der Geschlechtsreife notwendig. Während der letzten Häutungsintervalle prägt sich der Geschlechtsdimorphismus zunehmend aus und mit der Reifehäutung sind die Geschlechtsorgane fertig ausgebildet. Häutungen nach dem Erreichen der Geschlechtsreife finden nur bei den orthognathe Spinnen sowie bei einigen wenigen labidognathen Spinnen (in der heimischen Fauna nur Eresidae) statt. Zunächst wird unter der alten Kutikula eine dünne, stark gefaltete neue gebildet. Bei diesem Vorgang differenzieren sich u. a. auch die neuen kutikulären Sinnesorgane (Sinneshaare, Spaltsinnesorgane, Tarsalorgan). In den Raum zwischen alter und neuer Kutikula wird eine enzymhaltige Flüssigkeit abgeschieden, die die inneren Teile der alten Kutikula auflöst, welche resorbiert und damit wieder nutzbar werden. Durch Erhöhung des Hämolymphdruckes wird die alte Kutikula seitlich am Prosoma zum Einreissen gebracht. Der Carapax wird hochgeklappt, anschliessend werden die Extremitäten herausgezogen, zum Schluss wird das Opisthosoma fertig gehäutet. Darüber hinaus werden mit Chitin ausgekleidete Organe gehäutet, wie Vorder- und Enddarm, die Buchlungen und Tracheen | |
Interpulmonarfurche | ||
Klauenfurchenränder | Zwei meist bezahnte distale Ränder des Grundgliedes der Chelicere; dazwischen liegt im Ruhezustand die Giftklaue eingeklappt | |
Klebfäden | Ein mit Klebstoff versehener Beutefesselfaden. Klebfäden finden sich in den Radnetzen der Araneidae und Tetragnathidae sowie in den Netzen der Theridiidae, Nesticidae, Linyphiidae, Theridiosomatidae, Mysmenidae und Anapidae. Der Klebstoff stammt aus spezialisierten Spinndrüsen im Opisthosoma und wird als dünne Schichte auf einen Seiden-Doppelfaden aufgetragen. Unmittelbar nach dem Austritt kondensiert der Klebstoff zu feinen Tröpfchen | |
Kokon | Eine vom Weibchen aus speziellen Spinnseiden hergestellte Umhüllung für die Eier. Die Form des Kokons ist manchmal artspezifisch. Die oft dicken und farbigen Seidenschichten schützen die Eier bis zu einem gewissen Grade vor Verdunstung, Pilzbefall, Eiräubern und Parasitoiden. Der fertige Kokon wird normalerweise an einer geeigneten Stelle befestigt, manchmal aber auch vom Weibchen umhergetragen (Lycosidae, Pisauridae, Scytodidae, Pholcidae). Siehe auch Brutfürsorge | |
Konduktor | Teil des Endapparates, meist mit Schutz- und Führungsfunktion für den Embolus | |
Kopulation | ||
Körperbau | Der Spinnenkörper gliedert sich in Vorderkörper (Prosoma) und Hinterleib (Opisthosoma), die beide durch ein Stielchen (Petiolus) miteinander verbunden sind. Die Extremitäten des Prosoma sind (von vorne nach hinten): Cheliceren, Pedipalpen, und 4 Paar Laufbeine. Die Mundöffnung wird seitlich von den Gnathocoxen, vorne vom normalerweise weichhäutigen Labrum und hinten vom sklerotisierten Labium begrenzt. Während die seitlichen Bereiche des Prosoma normalerweise weich (also nicht oder nur wenig sklerotisiert) sind, erscheinen die dorsale Bedeckung (Carapax, Tergum) und die ventrale Platte (Sternum) sklerotisiert. Vorne am Carapax befinden sich die Augen. Die wichtigsten Organe im Prosoma sind 1 Paar Giftdrüsen, das Gehirn (Nervensystem), Speiseröhre und Pumpmagen, sowie der Endosternit und eine reiche Muskulatur. Das Opisthosoma trägt vorne auf der Unterseite die Epigastralfurche mit der Geschlechtsöffnung und den Stigmen, sowie hinten normalerweise 3 Paar Spinnwarzen. Im Inneren liegt dorsal das schlauchförmige Herz, ventral die Atmungsorgane (Buchlungen, Tracheen) und die Spinndrüsen. Ausserdem finden sich im Opisthosoma die Hoden resp. Ovarien, der stark aufgegliederte Mitteldarm und der Enddarm. Die Haare auf dem Spinnenkörper stellen Sinnesorgane dar, die auf mechanische oder chemische Reize ansprechen | |
Kreislauf | Spinnen besitzen ein offenes Kreislaufsystem, d.h., dass die Hämolymphe nur einen Teil ihres Weges in Blutgefässen zurücklegt und ansonsten "frei" zwischen den Organen fliesst. Spinnen besitzen ein reiches System von Arterien, jedoch kaum Venen. Über kurze Lungenvenen gelangt die sauerstoffreiche Hämolymphe, von den Buchlungen kommend, in das dorsal im Opisthosoma gelegene, schlauchförmige Herz. Von dort wird der Grossteil des Blutes über eine Aorta nach vorne ins Prosoma gepumpt; ein Teil des Blutes gelangt aber auch über seitliche und hintere Arterien ins Opisthosoma. Das sauerstoffarme Blut gelangt entlang von Druckgradienten auf weitgehend festgelegten Bahnen, jedoch nicht in Gefässen fliessend, zurück zu den Buchlungen | |
Kutikula | Die äussere, aus mehreren Schichten bestehende Bedeckung aller Arthropoden, aus Chitin und Eiweissen bestehend. Wird während des Wachstums durch Häutungen regelmässig ersetzt | |
Kutikula | Eine aus mehreren Schichten bestehende Körperbedeckung ("Haut") aller Arthropoden, aus Chitin und Eiweissen bestehend. Die äusseren Schichten der Kutikula werden während des Wachstums durch Häutungen regelmässig ersetzt. Manche inneren Organe (Buchlungen, Vorder- und Enddarm) sind ebenfalls mit Kutikula ausgekleidet | |
Labidognatha | Spinnen mit nach unten gerichteten Grundgliedern der Cheliceren und einander zugewandten Giftklauen. Über 99% der einheimischen Spinnenarten sind labidognath. Siehe auch orthognathe Spinnen | |
Labium | Unterlippe, bildet die hintere Begrenzung der Mundöffnung | |
Labrum | Oberlippe, bildet die vordere Begrenzung der Mundöffnung | |
Lamella (characteristica) | Ein lamellenartiges Sklerit am Bulbus vieler Baldachinspinnen | |
Lateral | Seitlich (gelegen) | |
Lebensdauer | Die meisten (einheimischen oder "mitteleuropäischen) Spinnenarten leben etwa ein Jahr, davon entfällt die halbe Lebensspanne oder mehr auf die Zeit vor der Häutung zum erwachsenen Tier. In nordischen und alpinen Gebieten, in denen niedrige Temperaturen den Lebenszyklus der Tiere verlangsamen, können solche Arten auch zweijährig sein. Grössere Spinnen, z.B. viele Gnaphosidae, Segestriidae, Eresidae oder Araneidae, können in Mitteleuropa ca. 2-3 Jahre leben. Stets sind die Weibchen langlebiger als die Männchen. Orthognathe Spinnen (Zahlen gelten nur für Weibchen) werden gewöhnlich viel älter: Atypidae leben bis zu acht Jahre, tropische Vogelspinnen sogar bis ca. 20 Jahre lang. Demgegenüber gibt es aber auch einige kleine Arten, welche mehrere Generationen pro Jahr ausbilden | |
Lebensraum | Spinnen kommen in praktisch allen Landlebensräumen vor. Neben manchen unspezialisierten "Generalisten" (Ubiquisten) kennen wir viele Arten mit hochspezifischen Präferenzen für bestimmte Lebensräume. Inwieweit derartige spezifische Habitatpräferenzen ("Biotopbindungen") in der Natur den tatsächlichen "Anforderungen" der Arten entsprechen, ist ein aktuelles Problem gegenwärtiger Forschung - manche Arten werden vermutlich durch Konkurrenz von seiten anderer Arten in extreme Lebensräume bloss abgedrängt. Sie zeichnen sich also nicht durch spezielle "Anforderungen" an diesen Lebensraum aus, sonder ertragen dessen Bedingungen einfach besser als andere. Bei der Wahl des Lebensraumes spielt neben der Konkurrenz eine Vielzahl anderer Faktoren eine Rolle: Lebensraumstruktur, Beuteangebot, Mikroklima (Temperatur, Feuchte, Beschattung etc.). Der aktuelle Lebensraum einer Art (Habitat) ist oft nur kleinräumig gegeben - so stellen z.B. in einem Wald die verschiedenen Bodenschichten, die Krautschicht sowie der Strauch- und Baumbereich (Stamm- bzw. Rindenregion, Kronenregion) wichtige Einzellebensräume dar; selbst diese eng umgrenzten Bereiche werden von manchen Arten nicht flächendeckend besiedelt, sondern nur dort, wo bestimmte mikroklimatische oder sonstige für die Art wichtige Gegebenheiten herrschen. Der aktuelle Lebensraum einer Art ist daher treffender als ein mehr oder minder dynamisches Faktorengefüge zu sehen, als ein lokal starr umgrenztes Gebiet. Eine solche Sichtweise erklärt z.B. witterungsabhängige Migrationen bei gewissen Arten oder scheinbar sehr unterschiedliche Lebensräume einer Art in Abhängigkeit von der geographischen Lage des Vorkommens. So kennt man vom Süden her nach Mitteleuropa einstrahlende Arten, die bei uns nur an den heissesten, vegetationsarmen Südhängen auftreten, während sie im Mittelmeergebiet in dichter krautiger Vegetation oder sogar in Wäldern vorkommen. Sonderfälle stellen z.B. Arten dar, die in und an Häusern (synanthrop) oder in Ameisenbauten (myrmecophil) leben. Nur eine einzige mitteleuropäische Art, Argyroneta aquatica, kann permanent unter Wasser leben | |
Lebenszyklus | Von den meisten Spinnenarten kennen wir den genauen Lebenszyklus noch nicht. Dennoch lässt sich bereits ein grobes Muster skizzieren, nach dem sich viele, wenngleich längst nicht alle Arten entwickeln: Ca. 2-3 Wochen nach der Eiablage schlüpfen die jungen Spinnen aus dem Ei. Diese Jungtiere sind noch unselbständig, leben vom Dottervorrat, und weisen im ersten Stadium (früher als "Prälarve" bezeichnet) noch keine vollständige Gliederung der Extremitäten auf. Das zweite Stadium ("Larve") ist bereits weiter differenziert, verlässt aber erst nach einer weiteren Häutung zum ersten selbständigen Stadium (Nymphe) den Kokon. Die folgenden 5-10 Juvenilstadien (häufig auch als "freie Stadien" bezeichnet) zeichnen sich vor allem durch eine stete Grössenzunahme der Tiere aus. Im letzten Juvenilstadium (Subadultus) sind die Geschlechtsorgane bereits unter der Kutikula angelegt, erreichen aber erst nach der Häutung zum adulten Tier ihre Funktionsfähigkeit. Nach der Begattung sterben die Männchen gewöhnlich bald ab, die Weibchen der einjährigen Arten (Lebensdauer) können hingegen noch mehrere Monate überleben. In dieser Zeit legen sie, meist im Abstand einiger Wochen, mehrere Male Eier in Kokons ab. Die Fortpflanzungszeit ist in der Regel auf wenige Wochen im Jahr begrenzt. Spinnen überwintern je nach Art als Ei, Juvenilstadium oder erwachsenes Tier. Hierdurch ergeben sich vielfältige jahreszeitliche Möglichkeiten der Einnischung, aufgrund derer z.B. frühjahrs-, sommer- oder winteraktive Arten unterschieden werden können. Unter "Aktivitätszeit" versteht man gewöhnlich die Zeit, in der Adulte auftreten, sie fällt normalerweise mit der Fortpflanzungszeit zusammen | |
Median | In der Mitte (gelegen) | |
Medianapophyse | ||
Metatarsus | Sechstes, vorletztes Glied der Laufbeine. Fehlt am Pedipalpus | |
Nahrung | Spinnen ernähren sich vor allem von lebenden Arthropoden, meist Insekten. In geringem Umfang können auch tote Tiere und Eier gefressen werden. Die Arten der Gattung Ero (Mimetidae) sind spezialisiert auf den Fang anderer Spinnen, Dysdera frisst bevorzugt Asseln, Callilepis und die Zodarion-Arten Ameisen. Möglicherweise spielen Pollenkörner, die an den Netzfäden haften bleiben, eine gewisse Rolle für die Ernährung junger Radnetzspinnen. Der Giftbiss lähmt das Opfer; das mittels zweier Pumpen des Verdauungstraktes (Pharynx, Pumpmagen) in eine Wunde gepumpte Verdauungssekret löst die inneren Organe auf. Der so entstandene Nahrungsbrei wird von der Spinne mittels spezieller fiederartiger Borsten um die Mundöffnung und einer sog. "Gaumenplatte" gefiltert, wobei durch deren feine Chitinschüppchen alle Partikel von > 1-3 Mikrometer Grösse zurückbehalten und anschliessend nach aussen befördert werden. Dadurch gelangt nur flüssige Nahrung in den Mitteldarm, wo sie gespeichert und/oder resorbiert wird. Die extraintestinale Verdauung bewirkt, dass im Kot kaum feste Bestandteile zu finden sind. Viele Spinnen zerkauen ihre Beute mit Hilfe der bezahnten Klauenfurchenränder der Cheliceren so stark, dass nur ein Klümpchen als Beuterest übrigbleibt. Einige Spinnen (z.B. Thomisidae) saugen ihre Beute hingegen durch die von den Giftklauen herrührenden Einstichlöcher hindurch aus, sodass ein äusserlich nahezu unversehrter Beuterest zurückbleibt. Geeignete Beute wird zu ca. 98% gefressen, der Beuterest besteht zum Grossteil aus der Kutikula des Beutetieres | |
Nahrungsaufnahme | Beutetiere werden mit den Cheliceren festgehalten und intensiv zerkaut. Nur einige Spezialisten (z. B. Thomisidae) beissen lediglich ein kleines Loch in die Beute und saugen sie hierdurch aus. Dabei erbricht die Spinne gleichzeitig Verdauungssaft, der im Mitteldarm produziert wird, auf das Beutetier. Die Kombination von Verdauungsenzymen und mechanischer Zerkleinerung bewirkt eine weitgehende Auflösung der Beute, so dass die Nahrung flüssig aufgenommen werden kann. Ein System feiner Chitinschuppen im Vorderdarm im Prosoma filtert Grobpartikel von >1-3 Mikrometer Grösse heraus und lässt nur gelöste Substanzen durch. Diese Verdauung vor dem Mund (extraoral) bewirkt, dass unverdauliche Nahrungsbestandteile erst gar nicht aufgenommen werden, so dass auch kaum feste Kotbestandteile ausgeschieden werden (Exkretion). Geeignete Beutetiere werden zu ca. 98% gefressen, die Beutereste bestehen meist aus groben Chitinteilen (Beine, etc.). Der Nahrungsbrei gelangt in die zahlreichen Divertikel des Mitteldarmes, wo Speicherung und Resorption erfolgen. Das Volumen des Opisthosoma nimmt bei intensiver Nahrungsaufnahme beträchtlich zu. | |
Nervensystem | Bei Spinnen wird das Nervensystem - anders als etwa bei den Wirbeltieren - auf der Bauchseite, also ventral des Verdauungstraktes, angelegt. Beim Embryo findet sich noch ein ursprüngliches, segmentales Strickleiternervensystem. Während der Entwicklung werden jedoch alle ursprünglich segmentalen Ganglien und deren Querverbindungen (Kommissuren) nach vorne ins Prosoma verlagert, wo sie ein grosses und komplexes Gehirn bilden. Dieses umgibt den Verdauungstrakt, sodass sich ein darüber liegendes Oberschlundganglion (mit dem Sehzentrum) und ein darunter liegendes Unterschlundganglion (mit abgehenden Extremitäten- und Opisthosomanerven) unterscheiden lassen. Histologisch sind im Zentralnervensystem eine äussere Rindenschichte mit den Nervenzellen sowie eine zentrale Markschicht mit den Nervenfasern zu unterscheiden. Dem sehr leistungsfähigen Gehirn sind zahlreiche neurosekretorische Zellen angegliedert. Das Herz der Spinnen verfügt über ein eigenes Ganglion | |
Netze | Alle Spinnen bauen Netze als mehr oder minder geschützten Aufenthaltsort; die "Netzspinnen" benützen ihre Netze auch zum Beutefang. Bereits die ursprünglichsten lebenden Spinnen, die Mesothelae Südostasiens, spinnen eine Wohnröhre mit Seide aus und verschliessen sie mit einem seidenen, äusserlich gut getarnten Klappdeckel. Andere Spinnen benutzen mit Seide ausgesponnene Spalten unter Steinen oder Borke oder zusammengerollte und gesponnene Blätter als Wohnort. Fangnetze existieren in grosser Formenmannigfaltigkeit, ihre Evolution ist immer noch in vielen Bereichen unklar. Einfache Fangnetze bestehen aus meist radiären Signalfäden, die vom Rande einer Wohnröhre ausstrahlen (z.B. Segestria). Agelenidae bauen flächige Netze, die trichterartig in einer Wohn- und Fluchtröhre enden (Trichternetze). Spezielle Beutefesselfäden sind die cribellaten Fangfäden und die Klebfäden der Araneoidea (z.B. Araneidae, Linyphiidae, Theridiidae). Der Besitz eines Cribellum ist innerhalb der "höheren Spinnen" (Araneomorphae) sicher ursprünglich; Cribellum und Calamistrum wurden vielfach reduziert. Auch haben wahrscheinlich die Araneoidea das ursprüngliche Radnetz zunächst dahingehend abgewandelt, dass der cribellate Fangfaden durch den Klebfaden ersetzt wurde, später wurde auch das Radnetz selbst ersetzt, z.B. zu den verschiedenen Raumnetzen der Theridiidae und Linyphiidae. Andere Spinnengruppen haben das Fangnetz überhaupt aufgegeben und sind zu freijagender Lebensweise übergegangen. Systematik | |
Opisthosoma | Hinterleib, bei Spinnen ursprünglich aus 12 Segmenten bestehend (Körperbau) | |
Orthognath | Vermutlich ursprüngliche Stellung der Cheliceren, bei der diese parallel zueinander angeordnet sind und meist vertikal bewegt werden; typisch für alle Vogelspinnen; die meisten anderen Spinnen verfügen über gegeneinander arbeitende Cheliceren (labidognath), die ähnlich einer Zange horizontal bewegt werden. | |
Orthognathe Spinnen | Spinnen mit parallel nach vorne gerichteten Grundgliedern der Cheliceren und parallel arbeitenden Giftklauen. Siehe auch labidognathe Spinnen | |
Palpus | Pedipalpus | |
Paracymbium | Vom Cymbium vollständig oder teilweise abgegliederter Teil | |
Parasitoide | Organismen, die sich zeitweilig in oder auf einem anderen (meist grösseren) Wirt-Organismus aufhalten müssen, um auf Kosten des Wirtes die Bedingungen für ihren Stoffwechsel und/oder ihre Fortpflanzung zu finden. Zum Unterschied von Parasiten töten Parasitoide ihren Wirt dabei ab. Parasitoide von Spinnen sind vor allem unter den Hautflüglern (Hymenoptera) zu finden. Wegwespen (Pompilidae), aber auch manche Grabwespen (Sphecidae) lähmen Spinnen mit einem Giftstich und legen danach ein Ei auf die gelähmte, aber lebende Spinne ab. Die ausgeschlüpfte Wespenlarve frisst die Spinne(n) allmählich auf. Unter den Schlupfwespen (Ichneumonidae) finden sich eine Reihe von Eiparasitoiden, welche die Kokons von Spinnen befallen. Derartige Eiparasitoide stellen bereits Übergangsformen zu echten Räubern dar. Ferner sind unter den Fliegen (Diptera) eine Reihe Familien (z.B. Chloropidae, Sarcophagidae) und unter den Netzflüglern (Neuroptera) die Larven der Fanghafte (Mantispidae) als Eiparasitoide zu nennen | |
Patella | "Knie"; viertes Glied der Laufbeine und Pedipalpen | |
Pedipalpus | Zweites Extremitätenpaar der Arachnida; bei den Spinnen gewöhnlich mit sechs Gliedern. Bei den Weibchen und Jungtieren bein- oder tasterartig gebaut, bei den Männchen zum Kopulationsorgan umgestaltet, oft auffällig gefärbt (Balzverhalten) | |
Petiolus | Verbindungsstielchen zwischen Prosoma und Opisthosoma; entwicklungsgeschichtlich das erste opisthosomale Segment. Der Begriff wird auch für einen stiftförmigen basalen Teil des Bulbus gebraucht | |
Phänologie | Jährliches Erscheinen von Arten, bestimmten Entwicklungsstadien oder physiologischen Prozessen. Für Spinnen wird hier das Auftreten von erwachsenen (adulten) Individuen monatsweise angegeben. | |
Pharynx | Schlund. Der vorderste Teil des Verdauungstraktes. An seiner Vorderwand findet sich eine "Gaumenplatte", an der der Nahrungsbrei ein zweites Mal gefiltert wird (nach Grobfilterung durch gefiederte Borsten im Bereich der Mundöffnung); Levator- und Depressormuskeln erweitern resp. verengen das Lumen des Pharynx, sodass dieser als Pumpe für Nahrungsbrei und Verdauungssekret fungiert. Siehe auch Pumpmagen und Nahrung | |
Pheromone | Botenstoffe, die von Drüsen produziert und nach aussen abgegeben werden; ihre Funktionen liegen in der innerartlichen Kommunikation. Pheromone spielen vermutlich bei allen Spinnenarten eine Rolle für die Partnerfindung. Nachgewiesen sind sie jedoch erst seit wenigen Jahren. Adulte, begattungsbereite Weibchen geben Pheromone auf Netz- oder Lauffäden ab. Diese Pheromone sind wahrscheinlich artspezifisch, über ihre chemische Struktur ist wenig bekannt | |
Pigment | Farbstoff | |
Pleura | Der seitliche, meist weichhäutige Bereich zwischen Carapax und Sternum; hier sind die Extremitäten eingesetzt | |
Präformiert | Vorgeformt | |
Procursus | Retrolaterales Paracymbium bei den Pholciden | |
Prokurv | ||
Prolateral | Auf der Vorderseite einer Extremität gelegen. Siehe auch retrolateral | |
Prosoma | Vorderleib, aus sechs (verschmolzenen) Extremitäten tragenden Segmenten bestehend (Körperbau) | |
Proximal | Dem Zentrum oder Ursprung nahe gelegen; siehe auch distal | |
Pumpmagen | Spezialisierter Teil des Vorderdarmes, der zum Einsaugen und Auspumpen von vorverdautem Nahrungsbrei bzw. Verdauungssekret befähigt ist; 2 Paar Muskeln, die zum Carapax und zum Endosternit ziehen, erweitern das Lumen des Pumpmagens, sodass ein Saugeffekt entsteht; gürtelartige Ringmuskeln verengen das Lumen, wodurch der Inhalt des Magens ausgepumpt wird | |
Radix | Ein basal vom Embolus gelegener Sklerit des Bulbus, der vom Spermophor durchzogen wird | |
Receptaculum seminis | ||
Regeneration | Autotomie | |
Rekurv | Augen | |
Retinaculum | "Rückhalteapparat"; wird meist auf eine grubenartige Struktur der Epigyne bezogen, manchmal auch auf einzelne Sklerite des Bulbus | |
Retrolateral | Auf der Hinterseite einer Extremität gelegen. Siehe auch prolateral | |
Sammeln und Konservieren von Spinnen | Für wissenschaftliche Untersuchungen werden Spinnen mittels Bodenfallen, Gelbschalen, Malaisefallen, durch Abklopfen und -keschern der Vegetation, Aussieben von Laub und Moos u.s.w. gesammelt. Kleine Arten werden am besten mit dem Exhaustor, einer Federstahlpinzette oder einfach mit dem befeuchteten Finger aufgenommen, grössere Arten mit Fanggefässen oder mit der Hand (in südlichen Ländern nur bei guter Artenkenntnis zu empfehlen!) Das Abtöten erfolgt meist in 70-80%igem Äthanol, bei grösseren Arten besser in Acetessigesther-Dampf mit anschliessender Überführung in Äthanol. Unbedingt sollten die gefüllten Sammelgefässe sofort mit Datums- und Fundortetiketten versehen werden, um nachträgliche Verwechslungen zu vermeiden. Die Konservierung erfolgt in frischem Äthanol (70-80%). Die Tiere werden in mit Watte verschlossenen Glasröhrchen aufbewahrt, die in ein dicht schliessendes Gefäss gestellt und mit Äthanol überschichtet werden. In jedem Röhrchen dürfen nur die Tiere vom selben Fundort und mit demselben Sammeldatum, wenn möglich auch nur jeweils einer Art, aufbewahrt werden. Wenn Pedipalpen und/oder Epigyne/Vulva zur Bestimmung abgetrennt werden mussten (Epigynenpräparation), müssen diese in Mikro-Glasröhrchen den Tieren ins Röhrchen beigegeben werden. In jedes Glasröhrchen gehört eine mit Tusche oder Bleistift beschriftete oder mit Laserdrucker gedruckte Etikette, auf welcher folgende Angaben vermerkt sind: Fundort, Koordinaten des Fundortes, Habitat, Meereshöhe, Sammeldatum, Sammler, eventuell auch Bestimmer, Hangneigung, Vegetationsbedeckung etc. Heute sind vielerorts Datenbanken verfügbar, aus denen zusätzliche Informationen zu den konservierten Exemplaren entnommen werden können. Dennoch kann eine Datenbank die Etikettierung niemals ersetzen, sondern nur ergänzen. An vielen naturhistorischen Museen sind Spinnensammlungen vorhanden, anhand derer man sich in die Materie einarbeiten kann. Werden Aufsammlungen publiziert, sollten unbedingt Belegexemplare in einem Museum hinterlegt werden, um bei später auftretenden taxonomischen Änderungen, Zweifeln an der Korrektheit der Bestimmung etc. eine Überprüfbarkeit der publizierten Daten zu gewährleisten. Wer die Belegexemplare seiner Untersuchungen vernichtet, entzieht seine Arbeit selbst der Überprüfbarkeit und muss sich den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gefallen lassen | |
Saugmagen | Wenig zutreffender Ausdruck für Pumpmagen | |
Scapus | Vergrösserung des Vorderrandes der Epigyne | |
Scopula | Haarbüschel mit Haftfunktion distal an den Laufbeinen | |
Scutellum/Scutum | Ein grossflächiges Sklerit | |
Scuticula | Siehe Scutellum/Scutum | |
Segmente | Hintereinanderliegende Körperglieder, die sich im ursprünglichen Zustand durch einen Satz gleichartiger Organe auszeichnen | |
Serrula | "Sägekante"; eine Reihe dicht nebeneinander stehender Zähnchen auf der Gnathocoxa | |
Sigillen | Äusserlich sichtbare, rundlich-ovale Muskelansatzstellen | |
Sinneshaare | Die meisten Haare und Borsten an der Körperoberfläche der Spinnen sind beweglich in der Kutikula eingelenkt und haben mechanosensitive Funktion. An ihrer Basis befinden sich Sinneszellen, die auf Bewegungen der Haare ansprechen. Die extrem dünnen und gewöhnlich sehr langen Trichobothrien finden sich nur an Laufbeinen und Pedipalpen und sind ausserdordentlich beweglich. Sie sprechen vor allem auf Luftschwingungen an, ermöglichen also als "Ferntastsinnesorgane" eine Art "Hören". Die kurzen, steil abstehenden chemosensitiven Haare auf Laufbeinen und Pedipalpen tragen an der Spitze eine Pore, unter der mehrere Nerven enden; sie ermöglichen als Kontakt-Chemorezeptoren das Schmecken und möglicherweise auch eine Art Riechen | |
Sklerit | Durch Einlagerung von Sklerotin verfestigter Bereich der Kutikula. Siehe auch Scutellum/Scutum | |
Sklerotin | Gegerbtes Eiweiss von gelbbrauner Farbe, das in die Cuticula eingelagert wird ("sklerotisierte Cuticula") und Härte und Widerstandsfähigkeit bewirkt | |
Spaltsinnesorgane | Membranöse Spalten in der Kutikula mit Sinnesfunktion, die einzeln oder in Gruppen beisammen liegen können ("Lyraförmige Organe"). An der Membran setzt ein mechanosensitiver Nerv an, der auf die Kompression des Spaltes anspricht und als Spannungsmesser in der Kutikula fungiert. Spaltsinnesorgane sprechen auf Netz-, Luft- und Substratvibrationen, auf Bewegungen von Körperteilen relativ zueinander, auf Muskelaktivität, Körpergewicht und Hämolymphdruck-Änderungen an. Ausserdem spielen sie eine Rolle bei der kinästhetischen Orientierung und interagieren zentralnervös mit den Trichobothrien. Kreuzspinnen können über 4000 solcher Spaltsinnesorgane am ganzen Körper, bevorzugt jedoch auf den Laufbeinen, aufweisen. Bei Kleinspinnen reduziert sich die Zahl der Spaltsinnesorgane auf etwa 250 | |
Spermathek | Meist kugel-, keulen- oder hantelförmiges Speicherorgan (Receptaculum seminis) für das Sperma in der Vulva des Weibchens. Siehe auch Begattung | |
Spermophor | Im Bulbus gelegener Spermaschlauch, in den das Sperma aufgesogen und während der Kopulation wieder ausgeleitet wird | |
Spinnennetze | Spinnennetze dienen den Netzspinnen als Aufenthaltsort. Oft bieten sie der Spinne mit ihrem Kokon Schutz vor Feinden, ausserdem fangen viele Spinnen ihre Nahrung damit. Im einfachsten Fall wird eine Erdröhre mit Spinnseide ausgekleidet und von der Spinne als Wohnröhre mit sauberen Wänden und ausgeglichenem Klima genutzt. Neben den meisten Netzspinnen bauen fast alle Spinnenarten, auch wenn sie kein eigentliches Fangnetz herstellen, eine Wohnröhre, in der sie sich in ihrer Ruhezeit verstecken. Solche Wohnröhren können auch unter Steinen, hinter Borke oder in einem zusammengerollten Blatt sein. Eine Ausweitung des Randes der Wohnröhre führt zu trichterartigen Fangnetzen, wie wir sie z. B. bei Ageleniden finden. Insekten, die diese Netzbereiche betreten, alarmieren die in der Wohnröhre lauernde Spinne, die herauskommt, um das Beutetier zu überwältigen. Des weiteren gibt es Raumnetze, die an vielen Punkten in der Vegetation verankert sind (z.B. bei vielen Theridiiden). Die Fangdecke kann sich vom Boden lösen und eine zentrale Position im Netz einnehmen (z. B. bei vielen Linyphiiden). Sie kann auch reduziert werden, so dass sich sekundär zweidimensionale Netze von hohem Symmetriegrad ergeben (z. B. die Radnetze der Araneiden). In der weiteren Evolution der Spinnennetze fanden vielfältige Netzerweiterungen und Reduktionen statt, so dass die Vielzahl der Netzformen heute sehr unübersichtlich und ihre stammesgeschichtlichen Bezüge noch weitgehend ungeklärt sind. Sicher ist jedoch, dass die Evolution cribellater oder klebriger Fangfäden mehrmals, unabhängig voneinander erfolgt sein muss. Genauso erfolgte der Übergang von Raum- zu Radnetzen vermutlich mehrmals parallel, genauso wie Netzspinnen der verschiedensten Familien ihre Netze im Laufe der Evolution aufgaben und ohne Fangnetz Beute machten. | |
Spinnenseide | Die im Opisthosoma gelegenen Spinndrüsen produzieren Spinnseide, die durch die Spinnspulen auf den Spinnwarzen abgegeben wird. Spinnseide besteht aus bestimmten Eiweissen (Fibroinen), die gegen bakterielle Zersetzung mit Pyrrolidin und Salzen (Kaliumhydrogenphosphat, Kaliumnitrat) angereichert sind. Die molekulare Feinstruktur der Spinnfäden ist immer noch nicht aufgeklärt. Soweit bekannt, bestehen die Proteine des Lauffadens zum Grossteil aus den beiden einfachen Aminosäuren Glycin (ca. 42%) und Alanin (ca. 25%). Neuere Modellvorstellungen gehen davon aus, dass Alanin-reiche Fraktionen des Fadens in zwei Formen vorliegen, und zwar als Kristalle mit hohem Orientierungsgrad und als "Protokristalle" mit schwachem Orientierungsgrad der Moleküle. Diese beiden Formen sind in eine amorphe, Glycin-reiche Matrix eingebettet. Komplizierter gebaute Aminosäuren, wie Glutamin und andere, beeinflussen die Grösse der Kristalle und die Bildung von Ketten, die die Kristalle untereinander und mit der umgebenden amorphen Matrix verbinden. Man nimmt an, dass die hohe Dehnbarkeit des Spinnfadens von der amorphen Eiweissmatrix bedingt wird, während die Festigkeit des Fadens von den kristallinen Fraktionen herrührt. Alte Spinnseide wird z.B. von Kreuzspinnen aufgefressen. Die Eiweisse werden im Stoffwechsel der Spinne nahezu perfekt rezykliert: Bereits nach 30 min stehen wieder 80-90% der Proteine der gefressenen Spinnseide in den Spinndrüsen für neuerliche Verwendung zur Verfügung | |
Spinnwarzen | Die zu Spinnorganen umgewandelten Extremitäten des 4. und 5. Segementes des Opisthosoma. Durch Teilung der Extremitätenanlagen in ein kleines inneres und ein grösseres äusseres Paar während der Embryonalentwicklung entstehen 4 Paar Spinnwarzen, die heute jedoch nur noch bei den Mesothelae (Systematik) vorhanden sind. Das vordere mittlere Paar wird entweder zu einem Rudiment, dem Colulus, oder zum Cribellum. Auf den Spinnwarzen sitzen als Ausführorgane der Spinndrüsen die Spinnspulen. Mit sechs verschiedenen Grundtypen von Spinndrüsen weisen die Araneoidea (Systematik) die grösste Vielfalt auf | |
Sternum | Bauchplatte des Prosoma | |
Stigma | Atemöffnung | |
Stirnrand | Vorderrand des Carapax | |
Stridulation | Lauterzeugung mittels einer mit Höckern, Leisten oder Zäpfchen besetzten Leiste oder Fläche und einer scharfen Kante, die aneinander gerieben werden. Bei Spinnen werden zur Lauterzeugung z.B. die Aussenseiten der Cheliceren an Höckern des Pedipalpus (viele Linyphiidae), Zapfen an der Coxa IV (Araneus) oder eine Leiste im hinteren Bereich des Carapax (Steatoda, Theridiidae) am Vorderrand des Opisthosoma gerieben | |
Subtegulum | ||
Synonym | Einer von mehreren Namen für eine und dieselbe Art oder Verwandtschaftsgruppe. Gültigkeit besitzt jeweils nur der älteste Name (mit wenigen Ausnahmen). Referenzwerk für uns ist strikt die neueste Ausgabe von N. Platnick’s "Advances in spider taxonomy" | |
Systematik | Weltweit sind gegenwärtig etwa 45.000 Spinnenarten bekannt, die (nach WSC, 2014) in 114 Familien zusammengefasst werden. Grundsätzlich lassen sich drei Grossgruppen innerhalb der Spinnen unterscheiden: (1) Die artenarmen Mesothelae, nur in Südostasien heimisch, (2) die Mygalomorphae (Vogelspinnen i.w.S.), die in Mitteleuropa nur mit den Atypidae vertreten sind (3 Arten), und die mit Abstand artenreichsten (3) Araneomorphae. Die Araneomorphae waren ursprünglich cribellat, doch wurden das Cribellum und Calamistrum bei den allermeisten Formen reduziert. Die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Araneomorphae sind immer noch sehr unklar, doch lassen sich immerhin einige Gruppen charakterisieren: Wahrscheinlich bilden die haplogynen Spinnen eine natürliche Verwandtschaftsgruppe. Die Araneoidea umfassen alle Spinnen mit der Fähigkeit, Klebfäden zu produzieren (Araneidae, Tetragnathidae, Theridiidae, Nesticidae, Anapidae, Mysmenidae, Theridiosomatidae, Linyphiidae) sowie wahrscheinlich einige Gruppen, bei denen diese Fähigkeit sekundär wieder verloren gegangen ist (bspw. Ero, Fam. Mimetidae). Höchstwahrscheinlich ist das Radnetz eine ursprüngliche Konstruktion, von der sich alle anderen Netze innerhalb der Araneoidea ableiten lassen. Weitere vermutlich natürliche Verwandtschaftsgruppen stellen die Gnaphosiden-Verwandten (Gnaphosidae, Clubionidae, Corinnidae, Liocranidae, Anyphaenidae) und die Wolfspinnen-Verwandten (Lycosidae, Pisauridae, Oxyopidae) dar. Sicherlich sind die cribellaten Spinnen keine echte Verwandtschaftsgruppe, sondern stellen lediglich den "Rest" derjenigen Araneomorphae dar, die das ursprüngliche Cribellum beibehalten haben. Da die Position mancher Familien und Gattungen innerhalb der Araneomorphae sehr unsicher ist, ferner die Nomenklatur ständig wechselt, haben wir uns entschlossen, in der Systematik und Nomenklatur strikt der neuesten Ausgabe von The World Spider Catalog zu folgen | |
Tarsalorgan | Ein am Tarsus der Spinnen gelegenes Sinnesorgan von meist napfförmiger Struktur. Es dient der vor allem der Feuchtigkeits- und Temperaturwahrnehmung | |
Tarsus | "Fuss"; siebentes und letztes Glied der Laufbeine, sechstes und letztes Glied der Pedipalpen | |
Taster | ||
Tegularapophyse | ||
Tegulum | Medianes, grösstes Sklerit des Bulbus; beinhaltet den Spermophor | |
Tergum | ||
Terminal | An der Spitze, am Ende (gelegen) | |
Terminalapophyse | Terminal gelegene Apophyse am Endapparat des Bulbus | |
Tibia | "Schiene", fünftes Glied der Laufbeine und Pedipalpen | |
Tibialapophyse | Auswuchs auf der Tibia des männlichen Pedipalpus | |
Trachee | Röhrenförmiges, sich immer feiner aufzweigendes Atmungsorgan. Bei den Spinnen normalerweise das hintere Atmungsorgan des Opisthosoma, bei Zwergformen oft auch das vordere. Siehe auch Atmung, Buchlunge und Stigma | |
Trichobothrium | "Becherhaar"; langes schlankes Sinneshaar auf Laufbeinen und Pedipalpen, das in einer becherförmigen Struktur der Kutikula eingelenkt ist und auf Luftbewegungen (auch Schalldruckwellen) mit Auslenkung reagiert, wodurch basale Nerven gereizt werden. Dadurch ist eine Art "Hören" (Wahrnehmung von Schallwellen) möglich. Die relative Position von Trichobothrien (z.B. auf den Metatarsen von Linyphiiden) wird oft als taxonomisches Merkmal verwendet. | |
Trochanter | "Schenkelring", zweites Glied der Laufbeine und Pedipalpen | |
Uterus externus | Äusserer Teil des Uterus, in dem bei entelegynen Spinnen die Eier besamt werden | |
Vene | Zum Herzen führendes Blutgefäss | |
Ventral | Auf derjenigen Seite gelegen, wo sich die Mundöffnung befindet (auf der "Bauch-, Unterseite"). Siehe auch dorsal | |
Verbreitungsgebiet | Gebiet (Areal), ihn dem eine Art vorkommt und sich vermehrt. Es kann geschlossen (kontinuierlich) oder nicht (disjunkt) sein. Das Verbreitungsgebiet ist keine konstante Fläche, da Arten im Rahmen der nacheiszeitlichen Wiederbesiedelung immer noch neue Gebiete besiedeln können. Eine zusätzliche Dynamik kann durch die aktuellen, anthropogen verursachten Prozesse von moderner Klimaveränderung und Lebensraumveränderung entstehen. | |
Verbreitungskarte | Die hier wiedergegebene Karte der Verbreitung einer Art in Ländern oder Grossregionen beruht primär auf den Angaben von Fauna Europaea (www.faunaeur.org). Ergänzungen sind im Literaturteil vermerkt. | |
Verdauung | ||
Vulva | Innere Geschlechtsorgane des Weibchens, bestehend aus den Spermatheken und mindestens einem Gang zwischen Spermathek und Geschlechtsöffnung | |
Vulvenpräparation |